Im September 2021 sind die DG-Regierung und die Verantwortlichen der DgG Gemeinschafszentren vor die Presse getreten und haben das ehrgeizige Um- und Ausbauprojekt für den neuen „Sport- und Ferienpark Worriken 4.0“ vorgestellt. Die erwarteten Investitionskosten der Deutschsprachigen Gemeinschaft wurden auf 50 Millionen Euro geschätzt.
Ein großer Dorn im Auge ist den Planern der jetzige Energieverbrauch: Fast 400.000 Liter Heizöl werden im Durchschnitt jährlich im Freizeitzentrum am Bütgenbacher See verbrannt. Den Beteiligten schwebt nicht nur eine energetische Sanierung, sondern ein umfassendes „Erweiterungs- und Attraktivierungsprojekt“ vor. Dieses plant den Raum Worriken komplett neu und sieht diverse Infrastrukturbausteine vor. Dass die Umsetzung nicht von heute auf morgen geschehen würde, war angesichts der Größe des Vorhabens zu erwarten.
Anlässlich der Projektvorstellung im Kultur- und Begegnungszentrum in Burg-Reuland gab Worriken-Direktor Björn Pfeiffer eine Wasserstandsmeldung ab. „Die vorbereitenden Arbeiten im Hintergrund sind im vollen Gange“, bestätigte der Zentrumsleiter auf GE-Nachfrage. „Wir realisieren nicht nur die Energie- und Wasserkonzepte, sondern befinden uns auch im Austausch mit einem Landschaftsplaner.“
Im Sommer 2022 wurde die Belfius Real Estate von der DG als Projektmanager bezeichnet. Diese führt Audits in den Gebäuden des Zentrums Worriken durch. Anhand der Resultate wird ein Raum- und Flächenprogramm erstellt.
Ein Konsortium wird als zentraler Ansprechpartner fungieren.
Die Verantwortlichen müssen viel Arbeit in die Projektvorbereitung stecken, damit die Bedürfnisse auch präzise definiert und berücksichtigt werden. Nach dem Sommer sollen die ersten Lastenhefte stehen. Die Ausschreibung wird auf europäischer Ebene erfolgen, und Worriken möchte am Ende ein Konsortium als Ansprechpartner haben, erklärt Björn Pfeiffer. Dieses wird die zehn ausgemachten Baustellen zentral koordinieren. Die praktische Umsetzung wird in den nächsten Jahren schrittweise und in einer festgelegten Reihenfolge erfolgen. Beispielsweise wird eine Halle erst abgerissen, wenn der entsprechende Neubau steht.
Seit September 2021 haben sich zwei Gegebenheiten geändert. Zunächst hat es gehörige Preissteigerungen gegeben. Die Material- und Personalkosten sind nicht mehr mit der Situation von vor eineinhalb Jahren zu vergleichen. Ist der Kostenrahmen von 50 Millionen unter diesen Umständen überhaupt noch haltbar? Laut Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) gibt es im Grunde zwei Optionen: „Entweder man akzeptiert die Preissteigerung oder man orientiert sich neu. Es ist klar, dass wir nicht jede Preissteigerung im Haushalt der Deutschsprachigen Gemeinschaft übernehmen werden. Hinzu kommt die Zinsentwicklung: Damals lagen wir quasi bei null Prozent, heute sind wir bei vier Prozent. Die DG muss Acht geben, dass sie in ihren Möglichkeiten bleibt.“
Eine zweite Entwicklung, die bei der Projektvorstellung ebenso wenig abzusehen war, ist die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge. Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine hat die DG vor einem Jahr in Worriken eine zentrale Auffangmöglichkeit für 200 Ukrainer geschaffen. Im Endeffekt leben heute 91 Flüchtlinge in den Chalets in unmittelbarer Seenähe. Auf Ebene der DG finden derzeit rund 400 ukrainische Geflüchtete einen Zufluchtsort.
Im nationalen Konzertierungsausschuss wird festgelegt, wie viele Kapazitäten jeder Teilstaat schaffen muss. Dabei wird sich am Bevölkerungsproporz orientiert. Laut Paasch wird die Lage in Brüssel als „stabil“ eingestuft, sodass sich die DG an den aktuellen Zahlen orientieren könne. Das Auffangzentrum in Worriken galt seit Beginn als Provisorium, ruft der Ministerpräsident in Erinnerung. Es sei nicht im Interesse der Geflüchteten, dauerhaft an einem Urlaubsort zu leben. Zudem würden im Freizeitzentrum bekanntlich umfangreiche Umbaumaßnahmen anstehen. Daher ist die DG auf der Suche nach Alternativen. Die Lösung wurde laut Paasch noch nicht gefunden: „Natürlich schauen wir uns an, wie unsere Nachbarn mit der Situation umgehen.“
Oliver Paasch gibt sich skeptisch, was die Einrichtung eines Containerdorfs betrifft.
Ob die Einrichtung eines Containerdorfes eine Option sei, wollten wir vom ProDG-Politiker wissen: „Das ist auf den ersten Blick doch eher fraglich. Ein entsprechender Standort müsste viele Voraussetzungen erfüllen. Ich bin diesbezüglich skeptisch, was die DG betrifft.“
Die Zahlen würden belegen, dass die Größenordnung in der DG überschaubar sei. Ein Blick in die deutschen Medien zeige auf, dass die Situation angespannter sein könnte. Ohne eine Lösung für die Unterkunft der ukrainischen Flüchtlinge in der DG zu favorisieren bzw. anzudeuten, machte Oliver Paasch abschließend deutlich: „Ich halte es für möglich, dass wir eine Alternative außerhalb von Worriken finden werden.“
Björn Pfeiffer geht nicht davon aus, dass diese Lösung vor dem Sommer gefunden wird. Daher plant das Zentrum Worriken vorsorglich in den nächsten Monaten mit den ukrainischen Geflüchteten.
GrenzEcho am 18.03.2023