ViDo ist ein Akronym aus „vivre“ und „dormir“. „Leben“ und „schlafen“ werden künftig im Kultur- und Begegnungszentrum (KUZ) groß geschrieben. Der neue Name steht für einen Ort, an dem „Erlebnis auf Erholung trifft“, wie es Zentrumsleiter Eric Dries beschreibt. Die neue Bezeichnung soll unkompliziert, gut aussprechbar und kurz sein sowie die veränderte Idee widerspiegeln und die anvisierten Zielgruppen in sich vereinen.
Mit rund 7.000 Übernachtungen pro Jahr ist das KUZ schon heute eine beliebte Adresse für Schulklassen und Gruppen aus der Region sowie den umliegenden Grenzgebieten. An den Wochenenden und in den Schulferien wird das Zentrum allerdings weniger rege genutzt. Was tun, um die Attraktivität zu steigern?
Bereits 2019 hat sich die DG-Regierung die Frage gestellt, wie sie künftig mit den Gemeinschaftszentren umgeht. „Sind sie zukunftsfähig?“, lautete die Fragestellung, auf die ein Audit verschiedene Antworten geliefert hat. Für das KUZ war gleich klar, dass es erhaltenswert und ein wichtiger touristischer Pfeiler Ostbelgiens ist, machte Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) am Mittwoch anlässlich einer Pressekonferenz in Burg-Reuland deutlich.
Das Haus Anita wird grundlegend saniert und zur Herberge umfunktioniert.
Ebenso eindeutig war aber auch, dass eine Investition vonnöten ist, um das Zentrum zukunftsfähig zu gestalten. Insbesondere das sogenannte Haus Anita, das untere Übernachtungsgebäude, ist dringend sanierungsbedürftig. 1998 wurde es laut Angaben von Eric Dries teilweise renoviert, ursprünglich stammt es sogar aus dem Jahre 1970. Das obere Haus Heidi wurde bereits vor sechs Jahren vollständig renoviert und energetisch saniert.
Diesmal möchte die DG-Regierung die Gelegenheit der bevorstehenden Renovierung nutzen, um eine Neuausrichtung des Zentrums vorzunehmen. Vier Millionen Euro sind im Haushalt der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu diesem Zweck eingetragen. „Es ist eine Investition in den Erhalt des Standorts. Als Regierung ist uns daran gelegen, dass die Attraktionen in Ostbelgien breit verteilt sind.“ Das ländliche Gebiet dürfe gegenüber dem städtischen Umfeld nicht zu kurz kommen, so Paasch.
Zunächst galt es, das neue Zielpublikum für das KUZ festzulegen. Von Beginn war klar, dass die Schulen und Vereinigungen weiterhin willkommen sein sollten. Sie machen schließlich einen Großteil der Übernachtungszahlen aus. Ergänzend sollen Wanderer, Radfahrer und Motorradfahrer angesprochen werden, erklärt Eric Dries: „Es sind einfache und unkomplizierte Gäste, die in der Regel nur eine Übernachtungsmöglichkeit suchen.“ Es soll in die Richtung einer Herberge gehen.
Bei der Ausarbeitung des neuen Konzeptes haben sich die KUZ-Verantwortlichen von Experten beraten lassen. Sie besichtigten verschiedene Einrichtungen und unterhielten sich auch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Jacob Geditz, und dem Architekten Matthias Dimmer.
Anhand der Empfehlungen wurde eine Vision ausgearbeitet. Die sichtbarste Veränderung wird das heutige Haus Anita erfahren, wo eine Herberge eingerichtet wird. Die Gäste werden 13 Vier-Bett-Zimmer mit einem eigenen Bad und Terrassenblick auf die Burg vorfinden. Auch wird dort eine Rezeption mit Self-Check-in eingerichtet. Die Fahrräder können sicher in Garagen verstaut und an E-Ladestationen angeschlossen werden. Eine Cafeteria steht ausschließlich den Übernachtungsgästen offen. Morgens wird ein Frühstück angeboten. Dort sind auch Getränke und kleine Speisen aus Automaten erhältlich. Parkplätze werden in unmittelbarer Nähe eingerichtet. Die Bezeichnung „Haus Anita“ wird nach dem Umbau aus den Köpfen verschwinden. Die Herberge wird den Namen „Do“ tragen.
In unmittelbarer Nähe wird aus dem „Haus Heidi“ künftig das Atelier mit dem Namen „Vi“. Grundlegend verändern wird sich das Gebäude nicht, schließlich wurden die ehemaligen Schulzimmer erst vor sechs Jahren erneuert. Zehn Sechs-Bett-Zimmer mit Gemeinschaftsdusche sowie Tagungs- und Animationsräume stehen den Klassen und Gruppen zur Verfügung.
Bei Bedarf können große Gruppen auch Zimmer in der Herberge belegen. 120 Betten wird das ViDo im Gesamten zählen. Neben einer Vollpension wird den Gruppen auch weiterhin ein vielseitiges Animationsprogramm angeboten, das sich individuell zusammenstellen lässt.
Gruppen und „Durchgangstouristen“, wie Eric Dries die Übernachtungsgäste mit einer kurzen Verweildauer nennt, werden somit die beiden Zielgruppen des neuen Gemeinschaftszentrums bilden. Getreu dem neuen Motto: „Have a break, come to ViDo“.
Bürgermeisterin Marion Dhur zeigte sich zufrieden. Sie begrüßte die Initiative und findet das Projekt „eine interessante Sache“. Die Mountainbike-Challenge Stoneman Arduenna zeige, dass die Radfahrer die Region gerne ansteuern. „Solche Gäste verlangen keinen großen Luxus.“ Sie machte darauf aufmerksam, dass eine Jugendherberge in ihrer Gemeinde nicht existiere.
ViDo sieht sich nicht als Konkurrenz zum örtlichen Horeca-Sektor.
Eric Dries betont in diesem Zusammenhang, dass das ViDo keine Konkurrenz zu den privaten Horeca-Betrieben sei. Die Häuser in der Gemeinde Burg-Reuland hätten einen gewissen Standard. Hier gehe es um eine einfache Übernachtungsmöglichkeit. Zudem gäbe es im neuen Zentrum kein Restaurant. Die Cafeteria stehe ausschließlich den Übernachtungsgästen offen, die kleine Speisen in der Mikrowelle erwärmen können. Gerne werde man den Gästen auf Anfrage die Adresse der umliegenden Restaurants geben.
Werner Baumgarten, Direktor der DgG Gemeinschaftszentren, hofft auf eine Fertigstellung des Umbaus im Jahre 2025.
GrenzEcho am 16.03.2023