Durch neue Herangehensweisen dem Lernen Wege ebnen

Die Erwachsenenbildung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft rückt immer mehr in den Fokus der politischen Diskussion. Kürzlich wurde der Tätigkeitsbericht des Rates für Erwachsenenbildung (RfE) für das Jahr 2022 veröffentlicht, der neben Informationen über die Arbeit des RfE und der ihm angeschlossenen zwölf Erwachsenenbildungsorganisationen auch kritische Aussagen zur Lage und Zukunft der Erwachsenenbildung in Ostbelgien sowie zur Zweckmäßigkeit der aktuellen dekretalen Rahmenbedingungen für diesen Bereich enthält.

In diesem Zusammenhang wurde vom RfE die Frage aufgeworfen, ob das klassische formale Unterrichtswesen der geeignete Sektor für die nicht-formale Erwachsenenbildung darstellt und ob die Rahmenbedingungen noch zeitgemäß sind. Es wurde behauptet, dass die Grundphilosophie einer qualitativen, tiefgründigen Erwachsenenbildung oftmals auf der Strecke bliebe und dass es mittelfristig vonnöten sei, neue Herangehensweisen und Wege in der Erwachsenenbildung zu ebnen. Dazu gehöre auch ein grundsätzliches Umdenken der Politik in Bezug auf Erwachsenenbildung und das „lebenslange Lernen“.

Karl-Heinz Lambertz (SP) stellte dazu im Rahmen der jüngsten Regierungskontrolle im Parlament der DG Fragen an die zuständige Ministerin Lydia Klinkenberg (ProDG), die in ihrer Antwort auf die Einhaltung des Kulturpakts und der Garantie für ideologischen, philosophischen und politischen Pluralismus einging. Sie betonte, dass das entsprechende Dekret vom 17. November 2008 zur Förderung der Einrichtungen der Erwachsenenbildung seit seiner Verabschiedung mehrfach angepasst worden sei, um den geförderten Einrichtungen der nicht-formalen Erwachsenenbildung die Möglichkeit zu geben, sich neuen gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Die Ministerin verwies zudem auf die finanzielle Aufwertung der Erwachsenenbildungseinrichtungen und die Schaffung einer Anreizfinanzierung für Einrichtungen, die sich dazu entschließen, zu fusionieren. Sie betonte, dass in dieser Legislaturperiode keine weitere grundlegende Reform oder Neuausrichtung der Erwachsenenbildung geplant sei. Dennoch zeigte sich Karl-Heinz Lambertz nicht ganz zufrieden mit der Antwort der Ministerin. Er wies darauf hin, dass trotz der Verbesserungen am Erwachsenenbildungsdekret die Fundamentalkritik an den rechtlichen Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung in der DG formuliert werde. Hier bestehe ein großer, akuter Diskussionsbedarf.

Andreas Jerusalem (Ecolo) schlug vor, dass der Ausschuss in Kontakt mit den Einrichtungen der Erwachsenenbildung treten sollte, um die Diskussion weiterzuführen. Stephanie Pauels (CSP) hob den Aspekt der politischen Bildung in der Erwachsenenbildung hervor und betonte die Bedeutung des kritischen Hinterfragens von Informationen – insbesondere im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz und Fake News.

Liesa Scholzen (ProDG) erinnerte daran, dass in der letzten Legislaturperiode und Anfang dieser Legislatur alle Erwachsenenbildungseinrichtungen im Ausschuss angehört worden seien und dass die Berichte dazu vorliegen. Offen zeigte sie sich jedoch dafür, den Rat für Erwachsenenbildung in den Ausschuss einzuladen.

Die Diskussion um die Zukunft und Reformen der Erwachsenenbildung zeigt, dass das Thema weiterhin im Fokus der politischen Debatte steht. Insbesondere die Rolle der politischen Bildung und die Anforderungen an ein „lebenslanges Lernen“ werden in der Debatte betont.

Die verschiedenen politischen Fraktionen zeigten sich einig darin, dass die Erwachsenenbildung einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft einnimmt und dass diese auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen angepasst werden muss. Auch wenn in dieser Legislatur keine grundlegende Reform oder Neuausrichtung geplant ist, bleibt der Dialog zwischen den politischen Akteuren und den Einrichtungen der Erwachsenenbildung von großer Bedeutung.

GrenzEcho am 11.04.2023