In der jüngsten Sitzung des Ausschusses III des PDG wurden das Stipendiensystem für Studien außerhalb der DG und der Fachkräftemangel in der Region thematisiert. Andreas Jerusalem (Ecolo) richtete eine Frage an Ministerin Lydia Klinkenberg (ProDG), um zu klären, ob das Stipendiensystem nicht auf Mangelberufe ausgeweitet werden sollte, die nur außerhalb der DG studiert werden können. Der Abgeordnete betonte zudem die Notwendigkeit langfristiger Lösungen und Anreize, um mehr junge Menschen und Quereinsteiger für den Lehrerberuf zu gewinnen. Laut der kürzlich veröffentlichten Lehrerbedarfsprognose werden in Zukunft viele Lehrpersonen benötigt: Im Kindergarten werden im Schuljahr 2024-25 insgesamt 213 Vollzeitäquivalente (VZÄ) benötigt, in der Primarschule steigt der Bedarf bis zum Schuljahr 2029-30 um 50 VZÄ an und in den Sekundarschulen wird im Schuljahr 2035-36 ein Höhepunkt erreicht, bei dem 86 VZÄ mehr benötigt werden. Der Ecolo-Politiker erwähnte auch den Trend hin zur Teilzeitarbeit, der sich in den letzten Schuljahren weiter fortgesetzt hat.
Ministerin Klinkenberg erklärte, dass das Stipendiensystem in zwei Phasen eingeführt wird. In der ersten Phase, die noch in diesem Jahr umgesetzt wird, soll das System für bestimmte nicht mehr schulpflichtige Zielgruppen eingeführt werden, darunter Studierende in einem Mangelberuf, Auszubildende in der dualen Lehrlingsausbildung, Sekundarschüler in einem siebten beruflichen Jahr und angehende Allgemeinmediziner und Zahnärzte. Diese erste Phase beinhaltet bereits die Ausweitung des Systems auf Medizinstudiengänge außerhalb der DG im In- und Ausland. In der zweiten Phase soll das System auf alle reglementierten Mangelberufe im Gesundheitsbereich ausgeweitet werden.
Klinkenberg betonte, dass die Einführung eines erweiterten Stipendiensystems technisch sehr komplex sei und eine längere Vorbereitungszeit benötige. Sie fügte hinzu, dass die Mangelberufsliste des Arbeitsamtes als Basis für das Stipendiensystem dienen werde, die der IAWM-Verwaltungsrat zusätzlich begutachtet.
Die Parlamentarier diskutierten die Vor- und Nachteile des Stipendiensystems sowie mögliche Lösungen für den Fachkräftemangel in der DG. Kathy Elsen (ProDG) erkundigte sich nach dem Zeitpunkt der Veröffentlichung der aktuellen Liste der Mangelberufe. Alain Mertes (Vivant) betonte, dass das Stipendiensystem allein nicht ausreichen wird, um den Fachkräftemangel zu beheben, und schlug vor, auch darüber nachzudenken, wie man an Schulen eventuell mit weniger Lehrkräften unterrichten könne. Stephanie Pauels (CSP) betonte die Notwendigkeit, die Attraktivität des Lehrerberufs zu steigern und Quer- und Neueinsteiger besser zu begleiten. Karl-Heinz Lambertz (SP) schlug vor, eine professionell organisierte Einwanderungspolitik in Sachen Fachkräfte zu etablieren und fragte, ob das Stipendiensystem auch für Studierende gelten könne, die noch nicht ihren Wohnsitz in der DG haben.
Ministerin Klinkenberg bestätigte, dass die Möglichkeit, Personen einzubeziehen, die bereit sind, sich in der DG niederzulassen und hier zu arbeiten, derzeit geprüft wird. In Richtung Stephanie Pauels wies die Ministerin darauf hin, dass bereits viele Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs ergriffen wurden, wie unbefristete Verträge ab Dienstbeginn und die „Lehrerkampagne zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs“.
Andreas Jerusalem äußerte Zweifel, ob das Stipendiensystem in der Lage sei, den Fachkräftemangel vollständig zu beheben, und erinnerte an die Grenznähe zu Luxemburg und Deutschland. Denkbar sei, dass Arbeitgeber aus diesen Regionen bereit sein werden, die Kosten, die das Stipendium erzeugt hat, für diejenigen zu übernehmen, die in ihren Arbeitsmarkt wechseln würden, gab Andreas Jerusalem abschließend zu bedenken.
Grenzecho am 11.04.2023