Die Ausbildung zum Kinderbetreuer ist in der Deutschsprachigen Gemeinschaft sehr gefragt, besonders aufgrund des Fachkräftemangels in diesem Bereich. Dies hob die SP-Abgeordnete Kirsten Neycken-Bartholemy In der letzten Regierungskontrolle des Ausschuss III einleitend zu einer Frage an die für Ausbildung zuständige Ministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) hervor. Neycken-Bartholemy wollte wissen, welches die Voraussetzungen für die Teilnahme an dieser Ausbildung und mögliche Anreize für Berufstätige, die sich in Richtung eines Mangelberufs umorientieren möchten, sind.
Die Ministerin gab bekannt, dass die Ausbildung zum Kinderbetreuer am ersten Februar 2023 erneut gestartet ist und bereits für Personen geöffnet wurde, die nicht arbeitssuchend gemeldet sind. Im aktuellen Ausbildungsdurchgang haben bereits zwei Personen davon profitiert. Der Unterricht erstreckt sich über einen Zeitraum von 15 Wochen, an denen die Teilnehmer an vier Tagen in der Woche am späten Nachmittag oder frühen Abend ihre beruflichen Tätigkeiten nachgehen können. In den Praktikumsperioden können individuell angepasste Praktikumszeiten mit den Praktikumsstellen vereinbart werden. Neben der Ausbildung durch die Deutschsprachige Krankenpflegevereinigung in Belgien (Kpvdb) zum Kinderbetreuer gibt es weitere Ausbildungsangebote in diesem Bereich wie die Studienrichtung „Erziehung“ an der Maria-Goretti-Sekundarschule (MG) in St.Vith, die Studienrichtung „Betreuung für Kindergemeinschaften“ am Robert-Schuman-Institut (RSI) und die Schulung zum Kindergartenhelfer an der Akademie für Erwachsenenbildung am RSI in Eupen. Aktuell stehen bei der Kpvdb 16 Plätze für die Ausbildung zum Kinderbetreuer zur Verfügung. Eine Erhöhung der Anzahl der Plätze ist derzeit jedoch nicht möglich, da nicht mehr Praktikumsplätze in den Kinderkrippen und Tagesmütterhäusern zur Verfügung stehen. Um dem Fachkräftemangel in diesem Bereich entgegenzuwirken, plant die Regierung der DG die Einführung eines Stipendiensystems zum Schuljahr 2023-2024. Dieses Stipendiensystem richtet sich an volljährige Lehrlinge, Studierende und Schüler im siebten Jahr des berufsbildenden Sekundarunterrichts, die in der DG einen Mangelberuf erlernen möchten. Der Dekretentwurf soll dem Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft (PDG) noch in dieser Sitzungsperiode vorgelegt werden. Insgesamt sind neue Ausbildungsmaßnahmen geplant, um den Bedarf an Kinderbetreuern zu decken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die geplanten Maßnahmen sollen dazu beitragen, mehr Menschen dazu zu ermutigen, sich in diesem Bereich ausbilden zu lassen, so die Ministerin abschließend in ihrer Antwort.
Kirsten Neycken-Bartholemy (SP) begrüßt das Stipendiensystem und zeigt sich erfreut über die Öffnung für zwei Personen, die nicht arbeitssuchend seien. Sie ist zudem überzeugt, dass es einige Menschen gibt, die ihren Beruf wechseln wollen, sich aber nicht gleich als arbeitssuchend eintragen lassen wollen. Ihnen werde somit der Zugang zu dieser Ausbildung ebenfalls ermöglicht. Das Problem fehlender Praktikumsplätze sei ihr bewusst, dennoch hoffe sie, „dass wir auf Dauer eine Lösung finden, noch mehr Plätze zu schaffen“. Als Lösungsansätze gibt die SP-Politikerin die Öffnung einer zweiten Klasse mit auf den Weg und die Ausbildung „für alle zu öffnen, die ein Interesse bekunden.“
Andreas Jerusalem (Ecolo) betont die Wichtigkeit der Möglichkeit, Menschen, die in ihrem Beruf unzufrieden sind, möglichst niederschwellig eine Umorientierung zu ermöglichen. Mit der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens, als alternatives Gesellschaftsmodell in diesem Kontext holt er noch weiter aus. Gäbe es ein solches, dann „wäre nicht nur die Arbeit bezahlt, sondern man hätte eine Grundvoraussetzung, auf die man sich berufen kann“. Aber das öffne natürlich ganz viele weitere Spiralen, Diskussionen und Fragen, die das Parlament noch lange begleiten werden, so der Ecolo-Abgeordnete.
Alain Mertes (Vivant) fordert noch mehr Angebote für Menschen, die nebenberuflich den Wunsch haben, sich umzuschulen. Auch das Arbeitsamt der DG (ADG) stelle fest, „dass nicht genug Weiterbildungsmöglichkeiten außerhalb der Arbeitszeiten zur Verfügung stehen“. Ein Thema, wo man gerade im Bereich Fachkräftemangel ansetzen müsse, es aber sicherlich nicht einfach sei, eine Lösung zu finden, so Alain Mertes.
GrenzEcho am 23.02.2023