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Handynutzung an Sekundarschulen: Mit klaren Regeln und Ideen

Die Sommerferien sind zu Ende, das neue Schuljahr hat begonnen – in Ostbelgien und der Französischen Gemeinschaft allerdings mit einer Neuerung: Der Gebrauch von Smartphones und Smartwatches ist in der Schule nun untersagt.

Das Ziel klingt nachvollziehbar: Lernumfeld verbessern, Mobbing eindämmen, Leistungen steigern. Wer möchte das nicht? Die Frage ist jedoch weniger, ob man handeln sollte, sondern wie.

Mit dem Handyverbot reiht sich Ostbelgien in eine wachsende Zahl von Ländern und Regionen ein, die ähnliche Maßnahmen ergriffen haben. Die Forschungslage zur Wirkung im Sekundarschulbereich ist nicht eindeutig: Einige Studien beziehen sich beispielsweise auf nicht vergleichbare Schulsysteme oder befassen sich eher mit jüngeren Kindern. Fachleute weisen zudem darauf hin, dass ein ausschließlich pauschales, dauerhaftes Verbot in manchen Kontexten nicht die erwünschte Veränderung gebracht hat.

Wir möchten deshalb anregen, langfristig auch über Ergänzungen oder Alternativen nachzudenken. Fünf Ideen erscheinen besonders vielversprechend:

  1. Differenzierung nach Jahrgangsstufen

Beispielsweise zwischen Unter- und Oberstufe. Mit fortschreitendem Alter dürfen und können wir von unseren Jugendlichen mehr Reife und Verantwortungsbewusstsein erwarten – und ihnen entsprechend mehr Freiheiten zugestehen.

  1. Beteiligung der Schülerinnen und Schüler stärken

Regeln und Verbote werden viel eher akzeptiert und eingehalten, wenn sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden. Hierzu können Schüler in einer Arbeitsgruppe oder im Rahmen einer Projektwoche Regeln und mögliche Konsequenzen erarbeiten und später mit Lehrkräften und Eltern besprechen. Ein Regelwerk, das von allen Seiten mitgetragen wird, ist einfacher durchzusetzen – und schafft gleichzeitig Verständnis für die dahinterliegenden Absichten.

  1. Einrichtung von Zeiten, in denen Smartphones erlaubt oder untersagt sind:

Die Schulen könnten klare Zeitfenster festlegen, in denen Smartphones erlaubt bzw. untersagt sind. Denkbar wäre auch eine Regelung, bei der Handys in manchen Pausen genutzt werden dürfen, in gewissen Freistunden jedoch nicht – oder andersherum.

 

 

  1. Einrichtung von Zonen mit klaren Regeln

Warum nicht Orte wie Mensa oder Mediothek als handyfreie Bereiche definieren – und im Gegenzug Zonen schaffen, in denen Smartphones genutzt werden dürfen? Diese räumliche Trennung wäre leicht umzusetzen und könnte klare Orientierung bieten. Hierbei könnte man gewisse Ausnahmen für die Oberstufe festlegen, oder das Smartphone erlauben, wenn es sichtbar als Arbeitsinstrument für Schulzwecke benutzt wird.

  1. Zusätzliche Workshops zur Medienkompetenz

In vielen Sekundarschulen gibt es inzwischen keine Dezemberprüfungen mehr. Dadurch entfallen 2–3 Wochen Prüfungszeit – ein idealer Zeitraum, um für alle oder bestimmte Jahrgänge Workshops zum Thema „Digitale Medien und verantwortungsvoller Umgang“ anzubieten. Diese könnten von fähigen Experten und Pädagogen begleitet werden.

 

Wir möchten betonen: Wir verharmlosen die Risiken nicht. Der Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche – sei es durch TikTok, Instagram oder andere Plattformen – sind real und ein ernstzunehmendes Thema. Nachhaltige Befähigung von jungen Menschen, mit diesen Risiken umzugehen, entsteht vor allem durch Aufklärung, klare Regeln und praktische Kompetenzvermittlung. Gerade weil Smartphones Teil des Alltags sind, müssen wir junge Menschen befähigen, verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen. Sinnvoll wären dementsprechend flankierende Maßnahmen, wie etwa ein EU-weit einheitliches Mindestalter für bestimmte Apps, leicht zugängliche Meldesysteme oder Warnhinweise.

Das bestehende Verbot könnte ihn Zukunft evaluiert und, wenn erforderlich, durch passende Maßnahmen oder die zuvor genannten Elemente weiterentwickelt werden – um das Ziel von einem verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Endgeräten zu fördern und gleichzeitig Ablenkung und Konzentrationsstörungen zu vermeiden. Hierzu sollte weiterhin auf einen guten Dialog zwischen allen Beteiligten, Vertrauen und Verantwortung gesetzt werden.

 

Wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern ein erfolgreiches Schuljahr, inspirierenden Unterricht und viele schöne Momente mit ihren Freundinnen und Freunden.