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Frage von Lisa Göbbels zur Nachhilfekultur in der DG

Lisa Göbbels hat bei der zuständigen Ministerin nachgefragt, wie es um die Nachhilfe in der DG steht und welche Auswirkungen das auf die Bildungsgerechtigkeit hat.

Frage Nr. 1601 von Frau GÖBBELS (ProDG) an Ministerin Klinkenberg zur sozialen Ungerechtigkeit im Rahmen der Nachhilfe-Kultur in der DG

 

In der Le-Soir Ausgabe vom 13. Februar 2024 wird auf Basis der Aussage des Soziologen Hugues Draelants, Professor an der UCLouvain und Mitglied der GIRSEF-Forschungsteams, das Thema Nachhilfe-Unterricht in den Fokus genommen. Draelants führt an, dass die Entwicklung einer in den vergangenen Jahren zunehmenden Nachhilfekultur in der FG, soziale Ungleichheiten zwischen Schülerinnen und Schülern vergrößert. In dem Artikel von Charlotte Hutin werden digitale Nachhilfe-Plattformen mit dem attraktiven Design von AirBnb verglichen, denn so wie man beim Verlassen eines AirBnbs eine Bewertung der Unterkunft vornimmt, wird auch die Qualität des Nachhilfe-Angebots durch Schüler- /Elternrezensionen evaluiert.

 

In der Analyse von Draelants heißt es: « Unser historisch gewachsenes Schulformat ist für das Ziel der Individualisierung des Unterrichts eher ungünstig. Mit 20-25 Schülern in einer Klasse ist es schwierig, den Bedürfnissen einzelner Schüler individuell gerecht zu werden. Familien können versuchen diese Aufgabe zu übernehmen, vor allem wenn Kinder Schwierigkeiten in der Schule haben.“

 

Tatsache dürfte aber sein, dass nicht jedes Kind in einer Familiensituation aufwächst, in der finanzielle Mittel, Interesse oder Zeit für Nachhilfeunterricht oder andere pädagogische Aktivitäten vorhanden sind.

 

Neben dem Aussagen des Professors, werden im Artikel auch Interviewaussagen von Nachhilfelehrern und Eltern aufgegriffen. In beiden Gruppen wird davon berichtet, dass ein Nachhilfelehrer oft mit dem Grund engagiert wird, dass Eltern nicht weiterhelfen können oder wollen, da sie so Streitereien mit dem Nachwuchs vermeiden können.

 

Aus meiner Sicht ist es oft jedoch genau diese Tatsache, die bei vielen Lehrpersonen für Frust sorgt, so ungerecht dies für die Kinder auch sein mag. Es scheint aus Lehrerperspektive – wie Draelants in seiner Analyse erläutert – im aktuellen System eine große Herausforderung zu sein, soziale Ungerechtigkeiten, die u.a. durch die unterschiedlichen Möglichkeiten, bzw. das unterschiedliche Engagement von Erziehungsberechtigten in die Begleitung der Kinder entstehen können, innerhalb der Schulzeit aufzufangen.

 

Sowohl die PISA- also auch die OECD-Studie stellen der DG in Bezug auf Chancengerechtigkeit kein schlechtes Zeugnis aus.

In Bezug auf diese Erläuterungen lauten meine Frage:

 

1. Welche Schlussfolgerungen können in Bezug auf die Aussagen des Professors für die Situation in der DG abgeleitet werden?

 

2. Inwiefern werden die genannten Herausforderungen bei der weiteren Planung und Durchführung der Hausaufgabenreform berücksichtigt?

 

Antwort der Ministerin:

 

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,

 

sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

 

es ist unbestreitbar, dass eine ausgeprägte Nachhilfekultur in keiner Weise erstrebenswert ist. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, hat die Regierung verschiedene Maßnahmen vorgesehen, die bereits umgesetzt werden und dazu dienen, die Bildungsgerechtigkeit zu fördern und der Heterogenität der Lernenden in den Klassen zu begegnen.

 

Viele Schulen haben bereits Differenzierungsmaßnahmen implementiert, um die unterschiedlichen Förderbedarfe der Schüler zu berücksichtigen und die Bildungsgerechtigkeit zu erhöhen. Zur Unterstützung dieses Vorhabens haben Schulen die Möglichkeit, die Schulentwicklungsberatung in Anspruch zu nehmen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, Bildungsgerechtigkeit zu schaffen und die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler zu maximieren.

 

Zudem wurde im vergangenen Jahr – in Abgrenzung zu bezahlter Nachhilfe – eine Rechtsgrundlage zu den Schulaufgaben geschaffen. Das entsprechende Dekret legt u.a. klar fest, dass Aufgaben so gestaltet sein sollen, dass die Lernenden sie eigenständig – d.h. ohne die Hilfe einer Drittperson – bewältigen können und definiert einen zeitlichen Rahmen für Schulaufgaben in der Primarschule.

 

Die Schulen sind angehalten, ein schulinternes Konzept auszuarbeiten um sicherzustellen, dass diese Anforderungen erfüllt werden.

 

Darüber hinaus befürwortet die Regierung weiterhin die externen Hausaufgabenschulen, welche benachteiligten Lernenden zusätzliche Unterstützung bieten können.

 

Des Weiteren sei erwähnt, dass im Rahmen verschiedener schulinterner Projekte Hausaufgabenbetreuung angeboten wird.

 

Im Rahmen der Vision 2040 soll dann in einer zweiten Phase der Frage nachgegangen werden, wie Schulaufgaben künftig vorrangig während der Unterrichtszeit erledigt werden können, um allen Lernenden – gleich welcher Herkunft – die gleichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.