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Frage von Kathy Elsen zur Berufswahlorientierung in den Schulen

Seit diesem Schuljahr greift eine umfassende Reform der Berufswahlorientierung in den Schulen. Unsere Abgeordnete Kathy Elsen hat den Stand der Dinge bei der zuständigen Ministerin erfragt.

Frage Nr. 1588 von Frau ELSEN  an Ministerin Weykmans zur Berufsroute: Nimm Kurs auf deine Zukunft

 

In der Regierungskontrolle am 3. Oktober 23 habe ich den Stand der Dinge erfragt, wie die Unternehmen informiert wurden über das neue Programm der beruflichen Orientierung. Nun, gute 4 Monate später, würde ich gerne ein erstes Feedback der Hospitationen und der Praktika erfragen.

 

Arbeitgeber, Eltern und Schüler, sowie die Lehrer können auf der Webseite berufsroute.be hilfreiche Tipps erhalten zu diesem neuen Unterricht. Viele Fragen und Unsicherheiten werden über diese Seite aufgeklärt. Das Arbeitsamt und die Mittelstandsvereinigung übernehmen ihre Rolle als Ansprechpartner für die jeweiligen Parteien.

 

Seit diesem Jahr gibt es in allen Sekundarschulen der DG für die Schüler des zweiten Jahres eine verpflichtende Hospitation von 1 Tag und für die Schüler des 4. Jahres ein 3-tägiges Praktikum zur Berufswahlorientierung. Während wir diese Maßnahmen ausdrücklich begrüßen und es für sehr wichtig halten, sollte man sich die Zeit nehmen zügig Bilanz zu ziehen, um Klemmstellen zu erkennen und unter Umständen schnelle Anpassungen vorzunehmen.

 

Das Schuljahr rückt in schnellen Schritten Richtung Ende, so dass in den meisten Schulen der Plan für die restlichen 4 Monate ungefähr steht. Einige Schulen haben ihr Pflicht bereits erfüllt, wie man aus den verschiedenen Zeitungsartikeln vernehmen konnte. Dennoch gibt es ebenfalls Schüler, die noch nicht in den Genuss des neuen Programms gekommen sind.

 

Daher lauten meine Fragen an Sie, Frau Ministerin:

 

1. Gibt es Rückmeldungen aller Schulen, wann sie das Programm durchgeführt haben bzw. noch durchführen werden?

 

2. Wie ist die Resonanz der verschiedenen Betroffenen bezüglich der Hospitationen und der Praktika?

 

3. Fühlen sich die verschiedenen Parteien gut begleitet dieses neue Programm zu bewältigen?

Antwort der Ministerin:

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, Werte Kolleginnen und Kollegen,

 

Für den Kontext: Die neue berufliche Orientierung besteht nicht nur aus den Komponenten Berufs- und Betriebserkundung, Hospitation und Praktikum. Ein Portfolio und Aktionen, Projekte und Gelegenheiten zur begleiteten Selbstreflexion über Berufswünsche und Fähigkeiten gehören auch dazu. Auf jeden Fall ermöglicht die neue Berufliche Orientierung strukturelle und pädagogisch begleitete Begegnungsmöglichkeiten zwischen Schule und Arbeitswelt, so dass Schülerinnen und Schüler Kompetenzen und Wissen um Berufe direkt am Arbeitsalltag erleben und für sich bewerten können.

 

Im Schuljahr 2023-2024 haben sich bereits viele Jugendliche in Ostbelgien auf den Weg gemacht, in einer eintägigen Hospitation oder in einem dreitägigen Praktikum Betriebe aus den verschiedensten Bereichen kennen zu lernen. Berufs- und Betriebserkundungen sind schon Alltag in vielen ostbelgischen Schulen und für diese Komponenten gibt es viele Matchingangebote, wie zum Beispiel über Wirtschaft macht Schule. Was die Arbeitswelt angeht, haben wir im Vorfeld der Einführung der neuen Beruflichen Orientierung flächendeckend Betriebe, Arbeitgeber aber auch Selbständige aus dem privaten und öffentlichen Sektor breit informiert. Das habe ich bereits hier im Detail ausgeführt im Oktober letzten Jahres. Das ADG wurde als Koordinierungsstelle für die Berufliche Orientierung gestärkt und mit der berufsroute.be ist eine Plattform mit viel Material für Arbeitgeber, für Schulen und Eltern entstanden. Die Middlemananager*innen der Schulen wurden miteinander vernetzt und treffen sich zwei-drei Mal im Jahr, um Rückmeldung zu geben, über neue Angebote im Bereich BO zu erfahren und sich zu koordinieren. Im ADG und im Fachbereich Pädagogik des Ministeriums finden interessierte Arbeitgeber und Schulen auch persönliche Hilfestellung und Ansprechpartner.

 

Wir haben von keinem Betrieb gehört, der auf eine Anfrage eines Schülers oder einer Schülerin grundsätzlich ablehnend reagiert hätte. Ganz im Gegenteil, sie zeigten sich interessiert und offen den jungen Menschen gegenüber. Es ist noch zu früh, eine strukturierte und vollständige Befragung der Praktikumsgeber vorzunehmen, weil noch nicht alle Schulen mit den Hospitationen und Praktika angefangen haben. Um aber auf Ihre Frage zu antworten: Die Betriebe haben nicht nur die eintägige Hospitation und das dreitägige Schülerpraktikum zur Verfügung, wenn sie sich eingehender mit den Inhalten und den Praktikanten und Praktikantinnen befassen möchten. Sowohl die Schnupperwochen als auch das Berufspraktikum können als komplementäre Angebote der Beruflichen Orientierung angesehen werden und stehen jedem Betrieb zur Verfügung, der sich länger und tiefergehender mit interessierten jungen Menschen auseinandersetzen möchte.

 

Unsere Ziele, der Beruflichen Orientierung in der Schule und auch darüber hinaus mehr Raum einzugestehen, ihre Wichtigkeit für die Entwicklung der jungen Menschen zu betonen und die Arbeitswelt enger mit der Schule zu vernetzen, haben wir schon jetzt erreicht. Bis 2025 haben die Schulen Zeit alle Komponenten einzusetzen und Ihr allumfassendes Konzept abzurunden, weswegen wir jetzt auch keine Rückmeldungen zur Durchführung erfragen. Über das Evaluierungsinstrument IQES, das den Schulen in den nächsten Wochen zur Verfügung gestellt wird, kann die schulinterne Evaluierung der Beruflichen Orientierung vorgenommen werden. Gleichzeitig gibt es auch die schulexterne Evaluation über die AHS, die sowieso die Einsetzung der Rahmenpläne bewertet.

 

Wir haben und können demnach zum aktuellen Zeitpunkt keine gesicherten und flächendeckenden Daten haben zu den Ergebnissen der gerade genannten Evaluationsprozesse, jedoch kann ein Stimmungsbild aus den Rückmeldungen vieler Akteure gegeben werden jetzt und zum Abschluss des ersten Schuljahres der Umsetzung. Die Hospitation und das Praktikum werden von vielen Schulen durchgeführt und von den Schüler*innen und den Eltern als etwas Positives aufgenommen. Sowohl Hospitation und Praktikum verlaufen meist sehr gut und die Schüler*innen wurden ebenfalls auf die Handlungsfelder vorbereitet (u.a. durch Animationen wie Berufswelten oder Internet-BIZ des ADG). Die Lehrpersonen stehen diesem Projekt positiv gegenüber, da sie erkennen, wie wichtig es für die Schüler*innen ist, die Arbeitswelt (und sich selbst) zu entdecken. Die Betriebe und ihre Verbände machen sich immer mehr Gedanken darüber, wie so ein Hospitationstag oder ein Kurzpraktikum gestaltet werden könnte.

 

Zum Abschluss möchte ich noch einmal betonen, dass die Berufliche Orientierung ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Schulen, Eltern und Arbeitswelt ist. Die Schulen haben den Auftrag, den jungen Menschen Kompetenzen zu vermitteln, die sie auf das spätere Leben vorbereiten. Wir Eltern möchten dabei helfen, dass unsere Kinder ihr Potenzial und ihre

 

Möglichkeiten erkennen und ausleben können. Die Arbeitswelt Ostbelgiens strebt danach, sich als attraktiver Standort und berufliche Perspektive fest in den Erfahrungen der jungen Menschen zu verankern. Langfristig ist die neue Berufliche Orientierung ein entscheidendes Element zur Bewältigung bestehender Herausforderungen, wie den Strukturwandel in Ostbelgien, die Auswanderung junger Menschen und den Fachkräftemangel.