In einer Studie des WSR von 2017 heißt es:
Der nicht-kommerzielle Sektor ist folglich ein dritter Sektor des Arbeitsmarkts zwischen Markt und Staat. Es geht einerseits darum, existenzsichernde und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze – häufig für Erwerblose oder arbeitsmarktferne Personen – zu schaffen, und andererseits, gesellschaftlich notwendige Arbeit zu organisieren. Darüber hinaus soll der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt und Ausgrenzung vermieden werden.
Der Bereich der Solidarwirtschaft mag mit seinen 15 aktive Sozialbetriebe vielleicht ein kleiner Bereich sein, er bietet jedoch rund 900 Arbeits- und Ausbildungsplätze an. Das ist für unser Gebiet alles andere als „Klein“
Zudem erfüllt der Sektor eine gesellschaftliche Aufgabe.
Er stellt den Menschen in den Mittelpunkt und steht für Chancengleichheit!
Den Menschen wird Teilhabe an der Arbeitswelt ermöglicht und gleichzeitig werden ökonomische Ziele mit sozialen, ethischen und umweltbezogenen Zielen verknüpft, die sich durch eine lokale Verankerung auszeichnen.
Aus diesem Grund hat sich der Ausschuss 4 in der letzten Legislaturperiode dazu entschieden, die Solidarwirtschaft als gesellschaftspolitisches Thema genauer zu beleuchten.
Unter dem Titel „Der nichtkommerzielle Sektor in der Deutschsprachigen Gemeinschaft – Fokus auf die Solidarwirtschaft“.
2 Herausforderungen sind mir in dem Kontext gut in Erinnerung geblieben:
- Zum einen beklagte der Sektor ein mangelndes Interesse und mangelnde Anerkennung der Politik. Und das hätte eigentlich nicht sein dürfen!
In dem Kontext wurden im Februar 2019 Initiativen wie: „Woche der Sozialbetriebe“ und „Tag der Sozialwirtschaft“ ins Leben gerufen, bei denen den Sozialbetrieben in Ostbelgien eine Bühne zur Information der Bevölkerung über ihre Aktivitäten geboten wurde
Warum ist das so wichtig?
Die Sozialbetriebe möchten in erster Linie die Bürger ansprechen! Entgegen einiger Vorurteile, bietet der Sektor professionelle Dienstleistungen und Produkte von hoher Qualität an! Das muss vermittelt werden und aufzeigen, dass er der privaten Wirtschaft in vielerlei Hinsicht in nichts nachsteht. Gleichzeitig punktet er mit fairen Bedingungen und Kundennähe.
Daran anknüpfend kann die Solidarwirtschaft ein starker Partner der privaten Wirtschaft sein, insofern er auch als solches wahrgenommen wird. Sowohl als Partner im Bereich der Zulieferung, mit hoher Qualität zu fairen Preisen, als auch im Bereich der Weitervermittlung von Arbeitskräften hin zum ersten Arbeitsmarkt. Die Sozialbetriebe sollen also als Partner der privaten Wirtschaft und nicht als Konkurrenz wahrgenommen werden. Diesen Standpunkt vertrat damals auch die Mittelstandsvereinigung der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Und zu guter Letzt bieten die Sozialbetriebe ihren eigenen Beschäftigten eine Chance auf dem Arbeitsmarkt, mit stabilen Strukturen und fairen Löhnen. Ihnen wird die Teilhabe ermöglicht und sie bekommen die Möglichkeit, durch professionelle Teilqualifizierung, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, wobei sie eng begleitet werden. Der Sektor ist also essentiell für Menschen mit Vermittlungshemmnissen, ml ganz abgesehen davon, dass wir uns in Zeiten von Arbeitskräftemangel auch einfach nicht erlauben dürfen, diese Menschen nicht aufzufangen.
Der Sektor beweist, wie viel Potential in Jedem einzelnen steckt!
- Eine zweite Herausforderung wurde auch schon 2019 genannt, nämlich das Fehlen eines Grundlagendekrets zur strukturellen Absicherung des Sektors.
Diese Forderung, die im Endeffekt zur Verfassung des Dekretes geführt hat, wird heute erfüllt. Auf Grundlage der Arbeit, die gemeinsam mit dem Sektor geleistet wurde.
Werte Kolleginnen und Kollegen,
Die Solidarwirtschaft Ostbelgiens hat sich folgendes Leitbild gegeben:
– Sie steht für Chancengleichheit und Teilhabe.
– Sie bietet regionale, faire, nachhaltige Leistungen und vielfältige Angebote in hoher Qualität und Zuverlässigkeit.
– Sie übernimmt als Teil der Zivilgesellschaft gesellschaftliche Verantwortung für das Allgemeinwohl.
– Sie schafft Arbeitsplätze im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Wandel und verbessert die Lebensqualität.
Unter dem Motto: „Bester Service für die einen. Eine Chance für die anderen“ wurde die Herausforderung, den Sektor bekannter zu machen, angepackt. Und ich hoffe sehr, dass auch das Dekret dazu führen wird, neben einer Absicherung auch die Win-Win Aspekte deutlicher aufzuzeigen.
Für die ProDG-Fraktion, Liesa Scholzen