Liesa SCHOLZEN (ProDG) reagierte auf die Antwort von Bildungsminister Harald MOLLERS (ProDG).
Replik – Schulische Inklusion
Als erstes möchte ich Ihnen für Ihre Antwort danken.
Es gibt in meinen Augen 2 wichtige Herausforderung, denen wir uns stellen müssen: Was braucht es eigentlich, um ein Kind zu beschulen? Und außerdem, wie kann an einer Schule die Inklusion wirklich gelingen?
Fangen wir mit der Schule an: Die Inklusion zu fördern kann bei der Schulleitung und Lehrpersonen ein Gefühl von Angst und Überforderung hervorrufen. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir die Schulen stärken, Projekte in der Inklusion anzugehen. Außerdem braucht es Zeit, Mittel, Weiterbildungen, die richtige Ausbildung und vieles mehr. Denn ist einmal die erste Hemmschwelle überwunden, lässt sich schnell der Mehrwert für Förder- und auch Regelschüler erkennen. Damit so ein Projekt gelingen kann, braucht es allerdings auch die Offenheit aller Akteure und natürlich ein Umdenken in der Gesellschaft, aber ich denke wir sind da auf einem guten Weg.
Was braucht es nun, um ein Kind zu beschulen? Für uns ist klar: Man muss individuell fördern! Jedes Kind muss einzeln betrachtet werden.
Und genau das ist die große Stärke des Förderdekrets. Nehmen wir als Beispiel, dass ein Kind im Rahmen eines Integrationsprojektes in der Primarschule Förderstunden durch das Fachpersonals des ZFP erhält. Hier findet gezielte Unterstützung statt, in Zusammenarbeit mit Klassenlehrer und Förderlehrer. Und ganz wichtig: Mehrmals jährlich findet ein Treffen mit Den Eltern, dem ZFP, Kaleido, der Regelschule und externen Therapeuten statt, um Bilanz zu ziehen und die zukünftige Vorgehensweise zu besprechen.
Diese Vorgehensweise ist natürlich aufwändig und bedeutet viel Arbeit, doch das ist absolut nötig und wichtig!
Das Schlimmste, das uns nämlich passieren kann, ist, dass Kinder nicht richtig oder gar nicht gefördert werden. Dies könnte ein Versäumnis in der Entwicklung bedeuten, welches dann nicht mehr nachgeholt werden kann.
Unser erklärtes Ziel soll natürlich die Inklusion in eine Regelschule sein, allerdings bin ich mir sicher, dass für manche Kinder die geeignete Schule eine Förderschule ist.
Zusammen mit den Eltern, deren Wünsche unbedingt beachtet werden sollen, muss das Wohl des Kindes im Mittelpunkt stehen. Und ganz egal für welche Schule, ob Regel- oder Förderschule, sich die Eltern schlussendlich entscheiden: Sie müssen darin unterstützt werden. (Und niemandem darf ein schlechtes Gewissen gemacht werden)
Ich kann Ihnen also nur beipflichten Herr Minister, das Thema weiterhin pragmatisch anzugehen und nicht ideologisch (dogmatisch) motiviert.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.