Pressemitteilung
Der bildungspolitische Sprecher der ProDG-Fraktion, Freddy Cremer, hat heute besonnen auf Presseverlautbarungen der CSP zur Mehrsprachigkeit reagiert. Er ruft zur Sachlichkeit auf, empfiehlt wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen und warnt vor Aktionismus.
Die Pressemitteilung im Wortlaut:
Der Bildungsexperte der CSP, Etienne Simar, behauptet in der Presse, es sei „nur noch eine Frage von wenigen Jahrzehnten, dann verstünden nur noch sehr wenige Ostbelgier die Sprache des frankophonen Nachbarn.“
Diese abstruse Aussage reiht sich ein in eine lange Liste von CSP-Stellungnahmen der letzten Monate zu den Französischkenntnissen ostbelgischer Schüler.
All diesen Aussagen ist eines gemein: sie ignorieren systematisch die in den vergangenen Jahren ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Vermittlung der Fremdsprache Französisch sowohl in den Grund- als auch in den Sekundarschulen und sie klammern die Ergebnisse der seit zehn Jahren in unserer Gemeinschaft durchgeführten empirisch-wissenschaftlichen Untersuchungen aus.
All diese CSP-Aussagen halten einem nüchternen Fakten-Chek nicht stand; es geht der CSP lediglich nur um wahltaktische Stimmungsmache.
Diesen Behauptungen möchte ich einige Fakten entgegenhalten.
- Vor einigen Jahren wurde in enger Zusammenarbeit mit führenden Universitäten ein Gesamtkonzept zur Förderung der Mehrsprachigkeit entworfen
Auf dieser Grundlage wurden mittlerweile 113 Maßnahmen zur Förderung der französischen Sprache umgesetzt:
Zum Beispiel:
- die Einführung des Rahmenplans für das Fach Französisch erste Fremdsprache, der einen kohärenten und aufbauenden Sprachunterricht vom 1. Primar- bis zum letzten Sekundarschuljahr ermöglicht;
- die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Einrichtung von bilingualen Kindergärten und bilingualen Primarschulen;
- die Einführung für das Primarschulwesen des Amtes eines „Lehrers für die erste Fremdsprache“;
- die Einführung der Zusatzausbildung für Fremdsprachenlehrer an der AHS;
- die Schaffung der rechtlichen Voraussetzung für den Einsatz von Muttersprachlern für den Französischunterricht in der Primarschule;
- die Einsetzung der Fachgruppe „Französisch“ an der AHS;
- die Ausarbeitung eines systematischen Weiterbildungsangebots im Fach Französisch;
- die Ausdehnung der Fachberatung für das Fach Französisch auf Sekundarschul-Ebene im laufenden Schuljahr 2018-2019;
- die verpflichtende Einführung von Fremdsprachenaktivitäten ab dem ersten Kindergartenjahr anzubieten;
- die Ausweitung der fremdsprachlichen Aktivitäten im Kindergarten von 200 auf 350 Minuten pro Woche
- Die DELF- Studien der ULG (Universität Lüttich) zeigen auf, dass sich die Französischkenntnisse seitdem von Jahr zu Jahr progressiv verbessern.
- In einer parlamentarischen Resolution vom 29. Mai 2017 wurde mit Zustimmung der CSP (!) die Forderung aufgestellt, von einem anerkannten und unabhängigen Institut die Französischkenntnisse aller Schüler des letzten Primarschuljahres, aller Schüler aller Unterrichtsformen des letzten Sekundarschuljahres und aller Lehrlinge des dritten Ausbildungsjahres prüfen zu lassen.
Im Mai 2018 wurde daraufhin die erste Vollerhebung vom international anerkannten Institut ‚Alliance Française Bruxelles-Europe‘ durchgeführt.
- Ende November 2018 wurden die Ergebnisse in einem 57 Seiten starken Bericht
Von insgesamt 1.245 Schülern und Lehrlingen, die in allen vier Kompetenzbereichen (Hörverstehen, Leseverstehen, Schreiben und Sprechen) getestet wurden, bestanden 1.001 Schüler / Lehrlinge den DELF-Test (Diplôme d’études de langue française).
Unbestreitbares Resultat der Testung aller Schüler: die Trendwende gelingt!
Die Französischkenntnisse zum Beispiel der Primarschüler werden wieder besser.
Auf dem Arbeitsmarkt kommt das noch nicht an, weil die Schüler noch in der Schule sind.
Die Resultate dieser jetzt jährlich stattfindenden Vollerhebung sollen die gesicherte Basis für weitere Maßnahmen im Bereich des Erwerbs der Fremdsprache Französisch sein.
Die ProDG-Fraktion ist der festen Überzeugung, dass diese Vorgehensweise die einzige Möglichkeit ist, um Vorurteilen, Halbwahrheiten und subjektiven Fehleinschätzungen entgegenzuwirken. Die Zeit der dogmatischen und ideologisch verbrämten Auseinandersetzungen, die es in der Vergangenheit zu oft gegeben hat, muss endgültig vorbei sein.
Natürlich müssen wir noch besser werden. Daran wollen wir weiter arbeiten.
Aber es bringt nichts, wenn die CSP die wissenschaftlichen Ergebnisse aller Studien einfach ignoriert, ohne einen erstzunehmenden Verbesserungsvorschlag zu machen.
Bislang haben wir von der CSP nur einen einzigen Vorschlag vernommen: Die DG soll die Möglichkeit schaffen, an allen Schulen 100 % aller Sachfächer in französischer Sprache zu unterrichten.
Dieser Vorschlag ist nicht ernst zu nehmen.
Was wird denn dann aus unseren Talenten in Naturwissenschaften oder im Handwerk, die nicht so französischbegabt sind und gar keinen Abschluss mehr schaffen? Ist diesen Menschen damit wirklich gedient? Kann man sich in Zeiten von Fachkräftemangel erlauben, auf all diese Menschen zu verzichten?
Die CSP täte gut daran, sich konstruktiv mit seriösen Vorschläge einzubringen statt parteitaktisch motivierten Aktionismus zu betreiben.
Freddy Cremer
für die ProDG-Fraktion im PDG